Denkmal des Monats Juni 2014
Dortmunder Erinnerungsmäler an den 1. Weltkrieg
In diesem Sommer jährt sich der Ausbruch des 1. Weltkrieges zum hundertsten Mal. Dokumentationen aller Art befassen sich mit diesem historischen Ereignis und finden zunehmendes Interesse.
Wie in anderen Städten erinnern auch in Dortmund viele Denkmäler an diese Zeit. Ihre Gemeinsamkeit liegt in ihrer politischen Aussage, doch in ihrer Wirkung können sie sehr unterschiedlich sein.
Anlass für die Dortmunder Denkmalbehörde, eine kleine Auswahl als "Denkmal" des Monats Juni 2014 vorzustellen.
- Fortsetzung unten, nach den Bildern -
http://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/planen_bauen_wohnen/denkmalbehoerde/nachrichten_denkmalbehoerde/news_detail_denkmalbehoerde.jsp?nid=30161
Sieh nicht, was andre tun,
der andern sind so viel,
du kommst nur in ein Spiel,
das nimmermehr wird ruhn.
Geh einfach Gottes Pfad,
laß nichts sonst Führer sein,
so gehst du recht und grad,
und gingst du ganz allein.
Christian Morgenstern
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Trauer
Die Denkmäler in Erinnerung an den gewonnenen Krieg von 1870/71 drücken mit ihrem Schmuck aus Siegesgöttinnen, Germania-Figuren oder Reichsadlern Nationalstolz aus. Dagegen zeugen die Denkmäler
zum 1. Weltkrieg zwar von der nationalen Gesinnung der deutschen Gesellschaft, doch suchen sie nach Ausdrucksformen für den Umgang mit der Niederlage von 1918.
Ein Beispiel finden wir auf dem Hombrucher Friedhof (Bild 1+2). Nur mit einem einfachen Stein in der Art eines großen Findlings mit einer Metalltafel erinnert die damalige Gemeinde Kirchhörde an
die "hier Gebetteten" und mahnt: "Vergiss mein Volk die treuen Toten nicht". Trauer spricht auch aus der lebensgroßen Figur auf dem alten Wambeler Friedhof (Bild 3-6). Zwar bekleidet den
jünglinghaften Soldaten eine Uniform, kniend mit unbedecktem und gesenktem Kopf sowie einem Trauerkranz verleiht er aber spürbar der Totentrauer Ausdruck, die sich darüber hinaus auch in seinem
Gesicht widerspiegelt. Die eher patriotische Inschrift "1914 - 1918 Unseren Helden" tritt dagegen in den Hintergrund.
Heldentum
Sehr ähnlich erscheint auf den ersten Blick das Denkmal an der Somborner Straße (Bild 7-11). Auch hier ist ein junger Mann dargestellt, der einen Trauerkranz hält. Allerdings kniet er nicht,
sondern sitzt in nachdenklicher Pose, den Kopf auf den Arm gestützt. Im Unterschied zum Wambeler Denkmal zeigen die ruhigen Gesichtszüge keine Gefühlsregung. Der voluminöse Soldatenmantel, der
aufgesetzte Helm und vor allem die überlebensgroße Figur zeigen den Soldaten eher in seiner Funktion als den individuellen Menschen. Mit der Inschrift "Den Gefallenen der Gemeinde Somborn"
verzichteten die Auftraggeber darauf, den heroischen Zug des Denkmals zu verstärken.
Opfertod
Das künstlerisch anspruchsvollste Denkmal findet sich in der Kriegsgräberanlage des Südwestfriedhofs (Bild 12 - 18). Einen in expressionistischen Formen gestalteten Obelisken schmücken an den
Seiten ein trauernder Mann und eine melancholische Frauenfigur, die ein Kind schützend vor ihre Brust hält. Ein Flachrelief an der Frontseite zeigt eine männliche Aktfigur, die ein abgebrochenes
Schwert in Händen hält und zu schweben scheint. Vor allem die Haltung der Beine und die Rippenbogen erinnern an Darstellungen des Gekreuzigten. Die Inschrift "Niemand hat größere Liebe, denn die,
dass er sein Leben lässet für seine Freunde! Joh. 15,13", zitiert aus der Abschiedsrede des letzten Abendmahls, verstärkt den Bezug zum Opfertod Christi. Zur weiteren Verklärung trägt ein
Kleist-Zitat bei: "Wer so wie ihr den grossen Schwur gelöst, wer so wie ihr für's Vaterland gefallen, der lebt im Herzen seines Volkes fort".
Revanchismus und Gleichschaltung
Von ganz anderem Format ist das Denkmal in Dortmund-Kley (Bild 23 - 26). Statt sich in einen Friedhof einzufügen, steht es vor der Kulisse des Dorneywaldes, die die Monumentalität des etwa 4 m
hohen Standbildes noch verstärkt. Die beiden grimmig dreinblickenden Figuren sind in bodenlange Soldatenmäntel gehüllt, die Helme tief ins Gesicht gezogen. Beide ziehen gerade in gleicher Haltung
kampfbereit ihr Schwert und bilden so eine gleichgeschaltete Kampfeinheit. Die menschliche Individualität ist ausgelöscht. Die kaum noch lesbare Inschrift "Der Geist der teuren Toten lebt in uns"
verpflichtet die Überlebenden zu kriegerischem Einsatz.
Stadt Dortmund, Denkmalbehörde