"Haus der Schifffahrt"
Denkmal des Monats März 2015
"Haus der Schifffahrt" an der Mallinckrodtstraße 320
Die Restaurierung ist für die städtische Denkmalpflege einer der Gründe, das imposante Gebäude das "Haus der Schifffahrt" an der Mallinckrodtstraße 320 als Denkmal des Monats März 2015 vorzustellen.
"Bei Gebäuden, die man nach Kriegszerstörungen wieder herrichtete, erlebt man oft Überraschungen und kann sich über den Findungsreichtum der damaligen Generation nur wundern", so der Denkmalpfleger, der die Fassadensanierung des "Haus Schifffahrt" begleitet. Die Restaurierung ist für die städtische Denkmalpflege einer der Gründe, das imposante Gebäude an der Mallinckrodtstraße 320 als Denkmal des Monats März 2015 vorzustellen.
Ein "Heim" für die Westfälische Transportgesellschaft AG
Blicken wir zunächst in die Geschichte zurück: Da die Schifffahrt auf dem im August 1899 durch Kaiser Wilhelm II. feierlich eröffneten Dortmund-Ems-Kanal schnell zunahm, reichten die angemieteten Räume für die mit der Organisation betraute Westfälische Transportgesellschaft AG, kurz WTAG, bald nicht mehr aus. Für Planung und Bau eines neuen großen Bürogebäudes gewann die WTAG das renommierte Dortmunder Architekturbüro Steinbach und Lutter, das beispielsweise mit der Krügerpassage oder der Apotheke am Markt bedeutende Akzente im Stadtbild gesetzt hatte. 1913 - in etwa gleichzeitig mit dem Endausbau des Dortmunder Hafens - konnte das neue Gebäude bezogen werden.
Monument an prominenter Stelle
In Sichtweise des Alten Hafenamtes errichteten Steinbach und Lutter auf dem Eckgrundstück Mallinckrodt-/Speestraße einen viergeschossigen Verwaltungsbau auf hohem Sockel in Ziegel-/Natursteingliederung mit dominantem Walmdach. In seiner Erscheinung spiegelt das Objekt die damals neuen Entwicklungen in der Architektursprache wider. Unter Einfluss des Werkbundes löste man sich langsam von historistischen Bauauffassungen. Auf dem Wege zu einer neuen Sachlichkeit wurden die noch immer der Architekturgeschichte entnommenen Schmuck- und Gliederungselemente abstrahiert und formalisiert, ihr Einsatz auf prominente Punkte beschränkt, eine Vereinfachung und Beruhigung angestrebt. So dekorierten Steinbach und Lutter nur besondere Stellen wie die Brüstungsfelder unter den Fenstern oder die Türstürze mit Werksteinreliefs aus Tuffstein, die sich auch farblich deutlich von den Ziegelmauern abheben. Besonders repräsentativ gestaltet wurden die beiden mittleren Geschosse, die Gesimse von Erd- und Dachgeschoss trennen und hohe Wandpfeiler zu einer Einheit im Sinne einer sogenannten Kolossalordnung zusammenfassen. Die prominente Lage des Grundstücks an der Kreuzung zweier Straßen nutzten die Architekten zu einer besonderen Eingangslösung: Ein Treppenaufgang in einer offenen Arkadenhalle an der Gebäudeecke führt in einen leicht vorspringenden Treppenhausanbau an der Speestraße, den ursprünglich ein der Deutschen Renaissance entlehnter, reich gegliederter Giebel krönte.
Geheimnisse des Wiederaufbaus
Gerade die Fassadenseite zur Speestraße wurde im Krieg stark beschädigt. Der vereinfachende Wiederaufbau bewahrte den repräsentativen Gesamteindruck. Allerdings verzichtete man nicht nur auf die Wiederherstellung von Dachgiebeln und Gauben, sondern restaurierte die Wandpfeiler aus Naturstein an der Speestraße günstiger mit Ziegelmaterial. Nun nach rund 60 Jahren zeigten sich Schäden an der Fassade, die seit dem Herbst behoben werden. Besonders die Elemente aus Tuffstein waren zum Teil zu überarbeiten oder zu erneuern. Aber auch kleinere Ausbrüche in der Ziegelfassade mussten ausgebessert und Verfugungen aufgefrischt werden. Was bis zum Beginn der Arbeiten niemand wusste und unvorhergesehenen Aufwand nach sich zog: Beim Wiederaufbau hatte man nicht die eigentliche Fassadenwand restauriert, sondern eine neue Ziegelschale ohne Verbindung zur alten Fassade vorgesetzt. Diese zweite Wand ruhte nur in sich selbst und hielt durch die eigene Spannung. "Es grenzt fast an ein Wunder, dass die Fassade rund 60 Jahre ohne Probleme gehalten hat. Daran erkennt man, wie damals handwerklich hervorragend gearbeitet wurde. Und man hat trotz Mangels wirklich Nachhaltiges für die Zukunft geschaffen", so der Kommentar des Fachmanns. Für die jetzige Restaurierung bedeutet dies, dass man nun nicht einfach einige Teile auswechseln kann, sondern die zwei Schalen der Fassade erhalten und auch an mehreren Stellen fest miteinander verbinden muss. Eine spannende Aufgabe für die derzeitig dort tätigen Fachleute.
Text: Denkmalbehörde